21.11.2016 – Ijmuiden – nach dem Sturm

Gegen 13:30 erreichte der Sturm seine grösste Stärke. Der Windmesser, welchen ich am Mast des Windgenerators befestigt hatte, zeigte ein unglaubliche maximale Windgeschwindigkeit von über 60 Knoten. Das sind ca. 110 km/h ungefähr 2 Meter über dem Wasser. Zunächst kommt der Wind aus Süden. Damit steht mein Schiff genau im Wind, was gut ist. Dann bekommt der Wind eine immer westlichere Komponente. Dadurch liegt das Schiff, bei immer noch 9 bis 10 Windstärken stark auf der Seite. Meine Schranktüren und Schubladen sind, für den Hafenbetrieb, nicht ausreichend gesichert, so fliegen sie auf. Mein letztes Bier (eine Flasche Amstel Radler) hatte ich glücklicherweise in das Waschbecken gestellt. Vielleicht war ich sogar ein bischen froh, als es die Flasche umwarf und das (nennen wir es mal) Getränk in den Grauwassertank lief. Um 16:00 traue ich mich dann aus dem mollig warmen Inneren meiner Stahlschaukel und laufe die 4 km zum Supermarkt und falle dann, etwas ausgehungert, beim Griechen ein. Auf meinem Fussmarsch (immer noch 9 Bft) zieht es mir zwischen den Gebäuden fast die Füße weg. Der Sturm lässt jetzt aber kontinuierlich nach. Faszinierend, das Wetter hält sich genau an die Vorgaben aus den Grib-Dateien. Auf dem Heimweg ist alles nur noch halb so schlimm. Heute Morgen habe ich alles überprüft. Als einzigen Schaden habe ich ein abgeknicktes Kabel an der WLAN Antenne zu beklagen. Hätte ich mal besser bergen sollen. Zudem macht die Grauwasserpumpe Probleme. Was natürlich nichts mit dem Sturm zu tun hat. So bleibt mir nichts anderes übrig, als an diesem schönen Montagmorgen die Pumpe zu öffnen und zu reinigen. Die ganze Operation, natürlich unter dem verschwenderischen Gebrauch von Einmalhandschuhen. Jetzt pumpt sie wieder und ich konnte den Tank leeren. Ich packe jetzt noch meine Sachen, dann geht es auf die Heimreise zum Flughafen Amsterdam Schipol.

20.11.2016 – 13:00 – 11 bft – Ijmuiden

Es faucht. Alle Boote im Hafen schieben eine beeindruckende Lage. Beim Nachbarn wickelt sich knatternd ein Vorsegel ab. Sein Boot wird an den Steg gepresst. Ich helfe ihm einen Fender dazwische zu schieben. Die Ostwind vibriert und zerrt an den Leinen. Ich habe den Windmesser an den  Mast des Windgenerators befestigt. Bis jetzt war der gemessene Hi-Score 52 Knoten. Soviel habe ich auf einem Schiff im Wasser noch nicht erlebt. Auf See möchte ich das auch nicht. Da wird einem selbst im sicheren Hafen mulmig.

Die Natur ist immer stärker. Während ich diese Zeilen schreibe dreht der WInd nochmal ordentlich auf. Ich kränke, dass die Schranktüren auffliegen. Und immer diese VIbrationen, wie sie durch das Boot gehen. Hier in Ijmuiden kommt noch der Sand dazu. Man (Boot auch) wird förmlich sandgestrahlt. Hoffentlich regnet es nachher noch ordentlich, dass der ganze Dreck auch wieder vom Schiff gespült wird. Bis jetzt alles gut. (Stand 13:10)

 

20.11.2016 – Ijmuiden

img_20161119_115532kurz vor 11:00 –  Der Wind heult schon die ganze Nacht. Ständig pfeift der Barograph etwas von Sturmalarm. Die neusten Wetterdaten kündigen bis zu 11 Windstärken an. Das Barometer hört nicht auf zu fallen. Um 13:00 soll das Schlimmste kommen. Ich habe bei meinem morgentlichen Kontrollgang festgstellt, dass die Steuerbord Vorleine deutliche Verschleisserscheinungen zeigt. Ich habe das zum Anlass genommen mehr Leinen anzuscimg_20161120_100750hlagen. An potentiellen Scheuerstellen habe ich sie mit alten Feuerwehrschläuchen verstärkt. Zudem kommen erstmals Ruckdämpfer zum Einsatz.

 

 

19.11.2016 – Ijmuiden

Ich hatte am Freitag in Bristol (England) zu tun. Schon vor 2 Wochen reifte der Gedanke, dass mit einem Wochende auf der Ostwind zu verbinden. Gedacht, geplant. Die Buchung der Reise erwies sich als komplex, da für die Firma natürlich keinerlei zusätzliche Kosten entstehen durften. Ich habe mir, für den Aufenthalt in Ijmuilden, nicht viel vorgenommen. Meinen Raspberry Pi als neuen Bordcomputer in Betrieb nehmen und nach dem Rechten schauen. Den Pi hatte ich in einer Plastikschüssel sicher verstaut und mit meiner Tasche aufgegeben. Dumme Idee, wie sich später herausstellte. Die Tasche kam auch schon 36 Stunden nach mir in Bristol an. Zumindest hatte ich eine gute Ausrede bei der Veranstaltung „very casual“ aufzukreuzen.

Das Boot liegt unverändert im Hafen. Nur die Persenning des Vorsegels hatte sich etwas gelöst und flatterte bei den herrschenden 5 Windstärken. Im Boot war es arschkalt. Irgendwann nahm ich den Ofen in Betrieb. Der macht dann auch kuschelig warm. Der Pi war auch schnell installiert. Über die W-Lan-Antenne zog ich mir als Erstes die Gribdaten. Ist wohl die Macht der Gewohnheit. Für Sonntag Abend sind Böen bis Windstärke 10 angekündigt. Auf dem Grib-Display sieht man deutlich, wie sich das Tief über dem englischen Kanal formiert, um mich dann Morgen heim zu suchen. Ich werde daher Morgen die Ruckdämpfer installieren und nochmals alles durchchecken. Mittlerweile ist es auch schön warm in meiner Stahlschüssel. Leider hatte ich meine Bootsschuhe bei meinem letzten Aufenthalt draussen, unter der Sprayhood stehen lassen. In einem stand das Wasser. Dem Geruch nach zu schliessen, noch nicht allzu lange. Habe den Schuh über den Ofen gehängt. Das Boot schaukelt. Der Luftdruck ist momentan bei 1002 mmbar.